Jung, fair und voller Ideen

Sie sind mutig. Sie trauen sich. Sie wollen etwas ändern. „Young & Fair" nennen sie ihre Firma. Es ist ihre erste, denn alle sind noch jung und Schüler des Ludwig-Meyn-Gymnasiums in Uetersen. Seit gut drei Jahren existiert das Unternehmen. Aufgabe der Schülerfirma ist es, fair gehandelte und ökologisch produzierte Textilien zu verkaufen.

Dieses Konzept passte hervorragend zum Motto des vierten Ausschwärmtages der grünen
Landtagsfraktion. Die Politiker wollten sich über „Alternatives Wirtschaften in Schleswig-Holstein" schlau machen. Deshalb verabredete sich die Abgeordnete des Kreises Pinneberg, Ines Strehlau aus Halstenbek, gern mit den nachhaltig denkenden jungen Leuten.

Die Geschichte der Schülerfirma entwickelte sich aus dem Unterricht. Dr. Sönke Zankel, Lehrer des Ludwig-Meyn-Gymnasiums und Fachberater für nachhaltige Entwicklung in Schulen im Kreis Pinneberg, hatte im Schuljahr 2011/12 fast seine gesamte neunte Klasse von der Idee einer ökologisch orientierten Schülerfirma begeistert. Heute beteiligen sich elf Gymnasiasten an der freiwilligen Arbeit neben dem Unterricht.

„Es war sehr schwierig, bei der Auswahl der Produktionsfirmen ein Siegel zu finden, auf das man sich hundertprozentig verlassen kann", berichtete Niklas Ziehm, einer der Sprecher des Unternehmens, über die Anfangsschwierigkeiten. Denn fairen Handel versprechen viele, ein ökologisches Mäntelchen („green washing") hängen sich noch mehr um.

Die Schüler haben hohe Ansprüche: Neben Umweltschutz und fairen Preisen wollen sie, dass keine Kinder in den Produktionsstätten arbeiten, dass die Löhne angemessen sind und die Mitarbeiter eigene Interessenvertreter wählen dürfen.

Auch innerhalb der Schülerfirma soll anders, als bei den meisten Betrieben üblich ist, gewirtschaftet werden. „Bei uns bestimmt keiner allein. Wir diskutieren über wichtige Entscheidungen und regeln das demokratisch", erzählt Manuel Müllerschön.

Trotzdem haben sich die Macher der Firma spezialisiert. Die einen entwickeln das Design, andere kümmern sich ums Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Finanzen. Das Startkapital holten sich die Gründer aus einem Schülerfonds. Dafür werden Überschüsse der Firmen quasi
wie eine Schulsteuer eingesetzt.

„Das ist wie im echten Leben. Eine Firma macht Gewinn, gibt davon Anteile ab oder geht auch mal pleite", erläutert Initiator Dr. Sönke Zankel. Er hat vor allem die Startphase begleitet und hält sich jetzt bei „Young & Fair" völlig raus.

Die Schüler nutzen diesen Freiraum. Sie gehen zurzeit den zweiten Schritt eines Unternehmens und bringen Textilien mit einer eigener Marke heraus: Defy. Um die Produkte zu finden und dafür zu werben, suchten sie sich professionelle Unterstützung. Die lieferte zum Beispiel ein Fotograf, den das Engagement der Schüler total überzeugte. Die Bilder gab es zum günstigen Firmengründer-Tarif. Auch Professoren und Studenten der Akademie für Mode und Design in Hamburg lieferten zahlreiche Anregungen und Hilfestellungen.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Mehr als 2500 Textilien hat „Young & Fair" verkauft, darunter waren Aufträge für diverse Projektträger wie das Wassercamp „Lebendige Unterelbe", verschiedene Schulen und andere Institutionen.

Mit den „Defy"-T-Shirts tritt die Schülerfirma jetzt auch direkt an Einzelkunden heran. „Ich fände es gut, wenn die Schüler gemeinsam mit Firmen und der Stadtverwaltung die Produkte in der Stadt anbieten", sagt Bernd Möbius, Ratsherr für die Grünen-Fraktion in der Rosenstadt. Er begleitete die Abgeordnete bei ihrem Besuch in der Rosenstadt.

„Ich finde es klasse, dass die Schule so eine Initiative und so lebensnahe Erfahrungen unterstützt", äußerte sich die Landespolitikerin begeistert über das Projekt. „Ich bin mir sicher, dass die Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit und die Team-Erfahrung alle Mitarbeiter in ihrem beruflichen Werdegang prägen werden." Sie wünscht den Schülern: „Viel Glück und weiterhin viele gute Ideen."

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