Mehr Unternehmer*innengeist in Schleswig-Holsteins Schulen

Mehr Unternehmergeist in Schleswig-Holsteins Schulen – Landeskonzept Entrepreneurship Education (24. Januar 2020)

Dazu sagt die schulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau:

Entrepreneurship Education: Ein Querschnittsthema durch alle Fächer Entrepreneurship heißt auf gut deutsch Unternehmertum. Entrepreneurship Education soll dementsprechend Schüler*innen in die Lage versetzen, eine Firma zu gründen oder unternehmend und unternehmerisch im Wortsinn zu handeln. Das ist eine spannende und vor allem handlungsorientierte Sache.

Eine Idee haben, für die man sich begeistern kann, diese planen und in die Tat umsetzen und damit potenziell auch noch sein Geld verdienen. Chef*in in eigener Sache sein. Das ist reizvoll. Dabei darf natürlich auch nicht die Realität und die damit verbundenen Risiken aus den Augen verloren werden. Denn auch darum geht es bei Entrepreneurship Education. Eine solide Finanzplanung gehört genauso dazu wie die kreative Geschäftsidee.

In der Schule kann das dann konkret in einer klassischen Schüler*innenfirma gemacht werden, die in den Pausen Kakao verkauft. Oder aber auch in komplexeren Vorhaben in den höheren Klassenstufen, bei denen ein Produkt oder eine Dienstleistung entwickelt wird, zum Beispiel Öko-T-Shirts, die mit eigenen Motiven bedruckt werden.

Akteur*innen aus dem Bereich berichten, dass Schüler*innen durch die Projekte mehr Vertrauen in das eigene Potenzial entwickeln und Zuversicht schöpfen. Lösungen für sich, die Gesellschaft und die Herausforderungen ihrer Zeit zu finden „empowert“. Ich las neulich beispielsweise von einer Schule, in der alte Autoreifen zu Sitzgelegenheiten „upgecycelt“ wurden. Die Jugendlichen haben dabei sichtlich ihren Spaß.

Entrepreneurship Education ist auch ein wunderbares Querschnittsthema. Man kann hier viele Aspekte andocken: Mathe beim Finanzplan, Kunst und Design bei der Pro-duktentwicklung, Informatik, wenn eine Homepage oder eine App entwickelt werden soll, die Naturwissenschaften, wenn es um zum Beispiel um Energiegewinnung und Umweltthemen geht, Philosophie, wenn die moralische Vertretbarkeit eines Produktes diskutiert wird.

Die erlernte Theorie auch an der eigenen Schule umsetzen und wiedererkennbar machen, ist pädagogisch sehr sinnvoll und wird in der Fachwelt mit dem sogenannten „Whole school approach“ beschrieben. Natürlich haben wir dann, wenn die Schüler*innen aus der Schule raus sind, nicht auf einmal ganz viele Neugründungen in Schleswig- Holstein. Aber es führt Jugendliche an dieses Thema heran, es wird realistisch geplant und anhand eines Business Plans, wird auch gelernt, Risiken klein zu halten.

Uns Grünen ist in diesem Kontext natürlich auch das soziale und ökologische Unternehmer*innentum wichtig. Und das ist auch zeitgemäß. Wir brauchen in allen gesellschaftlichen Bereichen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit: Klimawandel, schwindende Ressourcen, Digitalisierung, weltweite Migrationsbewegungen. Soziales Unternehmertum soll laut Definition zum Wohle der Gesellschaft und zur Lösung oder Verbesserung gesellschaftlicher Missstände beitragen. Die Firma wird dabei nicht allein durch finanzielle Profite, sondern anhand des gesellschaftlichen Nutzens bewertet.

Ich finde es in diesem Kontext auch sehr wichtig zu b-tonen, dass Social Entrepreneurship sowohl von Non-Profit-Unternehmen, als auch von normalen Unternehmen, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wollen, betrieben werden kann. In Schleswig Holstein haben wir auch an den Hochschulen Potenziale, die wir nutzen sollten. Wir fordern in unserem Antrag deswegen, dass geprüft werden soll, inwiefern hier eine Zusammenarbeit stattfinden kann.

So haben wir an der Christian-Albrecht-Universität beispielsweise das Zentrum für Entrepreneurship. Und am geografischen Institut ist „Yooweedoo“ angesiedelt, ein Programm, das in das gesamte Bundesgebiet wirkt. Hier können unter anderem Anschubfinanzierungen erworben werden. Ein nicht ganz unwichtiger Aspekt, wenn man eine Idee in die Tat umsetzen will.

Aus diesem Projekt sind viele tolle und innovative Projekte hervorgegangen: Fahrräder aus Bambus, ein kostenloser Lastenradverleih, „KulturGrenzenlos“, die Geflüchtete und Nicht-geflüchtete Menschen zusammenbringen. An der Europa-Universität Flensburg ist „StartUp SH angesiedelt“, in Lübeck wird ein besonderer Fokus auf Entrepreneurship im Bereich digitale Technologien gelegt - ich könnte die Liste noch lange fortführen.

Für eine zukunftsfeste Gesellschaft werden wir eine andere Wirtschaft brauchen: Mehr regionale Kreisläufe, mehr Produktionskreisläufe im Einklang mit Mensch und Natur. Die Jamaika-Koalition hat mit der neuen Professur für plurale Ökonomik auch in der Wissenschaft dafür einen Akzent gesetzt. Viele große und kleine Firmen gehen hier erfreulicherweise auch schon voran.

In Gesprächen mit Schüler*innen wird immer mal wieder die Kritik laut, dass der Unterricht zu wenig Bezug „zur realen Welt“ hätte. Deswegen ist eine Zusammenarbeit mit wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren auch gar nicht schlecht. Zentral bleibt dabei natürlich die kritische Vor-und Nachbereitung.

Konfuzius hat gesagt: „Ich hörte und vergaß, ich sah und erinnerte mich, ich tat und verstand.“ Handlungsorientierung ist das A und O in der Bildung. Entrepreneurship Education, am besten sozial und ökologisch ausgerichtet, kann hier einen guten Beitrag leisten. ***

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