Qualität der Ausbildung in Schleswig-Holstein sichern

Rede Landtag Schleswig-Holstein 14.12.2010

Dazu sagt die Abgeordnete der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau:

Die Landesregierung muss aktiv werden

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, der Ausbildungsreport 2010 Schleswig-Holstein unterstreicht, dass die duale Ausbildung auch in unserem Bundesland ein Erfolgsmodell ist, mit der zweidrittel aller Azubis zufrieden sind.

Neben viel Licht gibt es aber auch deutlichen Schatten - die Ausbildung im Hotel- und Gaststättenbereich ist in Teilen sehr problematisch. Ich betone, in Teilen - denn auch in diesem Bereich gibt es viele Betriebe, die ihre Ausbildungsverpflichtung sehr ernst nehmen und in denen die Auszubildenden an ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind. Wir müssen dieses Thema also differenziert betrachten. Dennoch dürfen wir vor den Missständen nicht die Augen verschließen, denn die Zahlen des Ausbildungsreports sind beunruhigend und zeigen, dass es Handlungsbedarf gibt.

Vor allem die Quote der gelösten Ausbildungsverträge bei den Köchinnen und Köchen, den Restaurantfachleuten und den Fachkräften im Gastgewerbe ist mit circa 46 Prozent im Vergleich zu anderen Berufen sehr hoch. Ebenso bei Hotelkaufleuten mit knapp 35 Prozent. Zum Vergleich: Bei den MechatronikerInnen werden nur knapp sieben Prozent der Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Außerdem sind die Ausbildungsvergütungen niedriger, es müssen mehr Überstunden geleistet werden und auch nach dem Berufsschulunterricht müssen die Jugendlichen teilweise im Betrieb arbeiten.

Spricht man nun mit den verschiedenen Akteuren aus diesem Ausbildungsbereich, so sagen alle, dass sie die Probleme sehen, sie aber nicht wirklich Einschreiten können. Ein Problem ist, dass die Auszubildenden, deren Ausbildungsbetrieb schlecht ist, wohl der IHK, der DEHOGA, den Gewerkschaften und auch den Berufsschullehrern sagen, was nicht läuft.

Sie haben aber Angst vor den Konsequenzen, wenn sie diese Kritik auch schriftlich machen und sie an den Betrieb weiter geleitet wird. Das ist verständlich. Diese schriftlichen Beschwerden der Azubis werden aber gebraucht, damit die Kammern, Verbände, Gewerkschaften und auch die Berufsschule eingreifen können. Da beißt sich die Katze in den Schwanz und nichts passiert.

Bei Kontrollen und Eingriffsmöglichkeiten hakt es also deutlich. Die Kammern und Verbände könnten die Ausbildungsbetriebe mehr kontrollieren. In gravierenden Fällen könnte die IHK auch die Ausbildereignung entziehen, aber das scheint im Moment eher eine theoretische Möglichkeit zu sein. Denn es gibt Betriebe, in denen der Ausbilder, der die Ausbildereignung hatte, gar nicht mehr im Ausbildungsbetrieb arbeitet, der Betrieb aber weiter ausbilden darf.

Solange die Kontrollen nicht funktionieren und auch Evaluation nicht stattfindet, können Clearing- oder Beschwerdestellen, die es bei Kammern und Verbänden gibt, nur in Einzelfälle unterstützen, die Ursachen des Problems werden aber nicht behoben.

Im Moment kennen alle die schwarzen Schafe, zeitweise seit Jahren, aber keiner kann etwas dagegen machen, oder tut es nicht. Unserer Ansicht nach ist es auf keinen Fall der richtige Weg, darauf zu warten, dass die Situation sich von alleine verbessert, weil im Kampf um die immer weniger werdenden Jugendlichen nur noch gute Ausbildungsbetriebe Auszubildende bekommen, so wie einige Akteure vermuten.

Nein, Politik ist gefordert und muss alle Beteiligten an einen Tisch holen, Landesregierung und Landesausschuss für Berufsbildung müssen dabei gemeinsam agieren und eine Lösung erarbeiten. Dabei muss eine gute Ausbildungsqualität im Sinne der Auszubildenden im Zentrum stehen. Das dient auch den Ausbildungsbetrieben. Die Landesregierung muss aktiv werden. Wir sind gespannt auf den Bericht der Landeregierung in der 16. Tagung.

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