Unterstützung durch die Lehrkraft bringt große Erfolge, nicht Separierung in Leistungsklassen

Rede im Landtag zu TOP 18+21+47 – Spaß an Mathematik schaffen – Stärkung von mathematischen Kompetenzen von Schüler*innen

Dazu sagt die schulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie steht es um die Kompetenzen unserer Schüler*innen in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik? Dazu gibt es verschiedene Meinungen in der Öffentlichkeit. Zum einen gibt es Klagen, dass die Jugendlichen nicht mehr richtig schreiben und rechnen können und nicht gut auf Studium und Beruf vorbereitet sind. Zum anderen gibt es Untersuchungen, die belegen, dass unsere Schüler*innen in bundesweiten Vergleichsstudien auch im MINT-Bereich gegenüber 2011 nach oben gerutscht sind. Das ist schon mal ein gutes Ergebnis.

Aber die IQB-Studie zeigt auch, dass wir in Schleswig-Holstein nicht wirklich besser geworden sind, sondern die anderen Bundesländer schlechter. Die Studie zeigt auch, dass etwa 36 Prozent der getesteten Schüler*innen nicht die von der Kultusministerkonferenz vorgegebenen Regelstandards erreichen. Hier sind wir gegenüber den Vorjahren leider nicht besser geworden. Damit wollen wir uns nicht zufrieden geben. Deshalb ist das Programm „Niemanden zurücklassen“ mit den Säulen „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“ ein wichtiges Element zur Stärkung der Mathekompetenzen.

Inzwischen nehmen ein Drittel der Gemeinschaftsschulen und fast die Hälfte der Grundschulen teil. Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Anzahl der Schüler*innen mit Schwächen in Mathe verringert wird. Auch für die leistungsstärkeren Schüler*innen gibt es viele, deutlich differenziertere, Angebote. Es geht von schulischen Qualifizierungen als MINT-Schule bis zu außerschulischen Angeboten und Wettbewerben.

Es gibt „Jugend forscht“, Naturwissenschaftliche Olympiaden, „Schüler experimentieren“, „TüftelEi“ und „Robothlon“. Es gibt außerdem Enrichment-Kurse an den Wochenenden und die Juniorakademie, ein Angebot in den Ferien. Bei den Enrichment–Kursen und der Juniorakademie ist das Themenspektrum sehr breit und deckt nicht nur den MINT-Bereich ab, sondern auch den künstlerischen und gesellschaftspolitischen. Ich bin öfter bei den Präsentationen der Enrichment-Kurse in unserer Region und es ist beeindruckend, mit welchem Engagement und auch Spaß die Schüler*innen sich in die Themen reinknien und welche super Ergebnisse sie erreichen.

Die Hauptarbeit zum Vermitteln guter Mathe-, und auch MINT-Kompetenzen wird aber im Unterricht an den Schulen geleistet. Hier ist auf vielen Ebenen viel Positives passiert. Wir bilden mehr Mathelehrkräfte aus. Und die fachfremd unterrichtenden Lehrkräfte haben erfolgreich viele Fortbildungen in Anspruch genommen.

Es gibt auch wieder die Möglichkeit, in Flensburg Mathe für Sekundarstufe I zu studieren. Damit gewinnen wir Studierende, die nicht in der Oberstufe unterrichten wollen. Und wir gewinnen Referendar*innen für die Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe. Die Fachanforderungen sind kompetenzorientiert und geben den Rahmen vor. Gleich-zeitig können die Schulen aber eigene Schwerpunkte setzen und auch eigene pädagogisch-didaktische Konzepte entwickeln. Wir haben mit der Kontingentstundentafel die Grundlage für einen flexiblen Umgang mit Lernzeit. Es wird nicht festgelegt, dass Mathe in Klasse fünf mit fünf Stunden in der Woche unterrichtet wird. Die Schulen haben Freiräume, die Stunden in den Jahrgangsstufen flexibel zu verteilen. Sie können einzelne Fächer auch im Epochenunterricht erteilen oder mehrere Fächer zu Projektunterricht zusammenfassen.

Der vom Bildungsministerium vorgestellte Masterplan Mathematik stellt hier eine gute Ergänzung dar, die zur Stärkung von Mathe beitragen wird. Ein für mich wichtiger Punkt ist die stärkere Verzahnung von Schule und Hochschule, um zu klären, was die einzelnen Bereiche leisten müssen, um eine erfolgreiche Bildungs- und Studienlaufbahn zu gestalten. Eine Baustelle bleibt für uns, dass das Elternhaus der Schüler*innen immer noch eine zu große Rolle bei erfolgreicher Bildung spielt. In Mathe haben Jugendliche mit hohem sozialem Status einen Vorsprung von fast drei Schuljahren im Vergleich zu sozial schwächer gestellten Gleichaltrigen.

Hier gehen wir mit dem Bildungsbonus einen großen Schritt voran. Aber es ist wichtig, an allen Schulen die Lernbedingungen zu verbessern. Dazu erhöhen wir unter anderem stetig die Unterrichtsversorgung an allen Schularten.

Und die Begabten? Für sie gibt es die oben genannten Programme an allen Schularten. Und sie werden auch im täglichen Unterricht gefordert. Durch individualisiertes Lernen mit verschiedenen Aufgabenstellungen für unterschiedliche Schüler*innen leisten viele Schulen großartige Arbeit. Eine Einteilung in Gruppen für Leistungsstarke und Leistungsschwache, wie die AfD es fordert, brauchen wir nicht.

Hierzu fällt mir der Pygmalion-Effekt ein: Er beschreibt eine wissenschaftliche Untersu-chung aus 1965. Dort wurde Lehrkräften an einer Schule erzählt, bestimmte Schüler*innen würden laut Testung demnächst einen großen Leistungsschub machen. Dieser Test hatte aber nie stattgefunden. Die Auswahl war ausgelost. Nach einem Jahr zeigte sich, dass die ausgewählten Schüler*innen ihren IQ um bis zu 30 Punkte gegenüber einer Vergleichsgruppe steigern konnten. Die Erklärung war, dass die Lehrkräfte diese vermeintlich leistungsstarken anders behandelt hatten. Sie hatten ihnen deutlich mehr zugetraut und sie unterstützt.

Fazit: Unterstützung durch die Lehrkraft bringt große Erfolge, nicht Separierung in Leistungsklassen. ***

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