Die Qualifikation unserer Erzieherausbildung übersteigt eine duale Ausbildung deutlich

Rede zu Protokoll gegeben! TOP 31 – Praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher auch in Schleswig-Holstein ermöglichen  Dazu sagt die Sprecherin für berufliche Bildung der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau (24. Februar 2017):

Wir brauchen ErzieherInnen für die wachsende Zahl von Kitakindern. Und wir brauchen mehr Männer in diesem Beruf. Darin sind wir uns, denke ich, alle in diesem Haus einig. Gleichzeitig klagen die Kitas über einen Fachkräftemangel. Nach einer aktuellen Studie des Kitabündnisses in Schleswig-Holstein vom Oktober 2016, können in rund 20 Prozent der Kitas nicht alle Stellen besetzt werden. Dies führt zu einer starken Belastung des pädagogischen Personals, zu Überstunden und einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit. Was tun?

Zum einen passt das Land die Ausbildungsplätze an den beruflichen Schulen ständig an und baut sie aus. Das ist gut und richtig, denn so sichern wir die Versorgung mit Fachkräften an unseren Kitas. Von Kitaträgern wurde die Dualisierung der Erzieherausbildung ins Gespräch gebracht. Vorteil: Die Erzieherazubis würden eine Ausbildungsvergütung bekommen. Das wäre ein Baustein zur Attraktivitätssteigerung der Ausbildung. Die Azubis stünden den Kitas bereits während der Ausbildung regelmäßig als Zusatzkräfte zur Verfügung und wären nur an den Berufsschultagen nicht da. Kitaträger erhoffen sich so eine stärkere Bindung der Azubis an die Kita.

Klingt erst mal einleuchtend. Hat sich wohl auch die CDU gedacht und einen Antrag zur Dualisierung der Ausbildung und zur Aufgabe des Blockunterrichts geschrieben. Es haben aber schon berufliche Schulen von Blockpraktika und Blockunterricht auf feste Berufsschultage in jeder Woche umgestellt. Hier reagieren die beruflichen Schulen also flexibel. Das begrüßen wir sehr.

Ist die Dualisierung der Ausbildung nun der Stein der Weisen? Die Welt ist leider nicht so einfach, wie die CDU sich das denkt. Denn die Qualifikation unserer Erzieherausbildung übersteigt nach dem DQR eine duale Ausbildung deutlich. Was bedeutet das? Der deutsche Qualifikationsrahmen, der DQR, stuft Ausbildungen und Studienabschlüsse in einen einheitlichen Rahmen ein. Duale dreijährige Ausbildungen sind eingestuft als DQR 4.

Unsere Erzieherausbildung aber hat das DQR-Niveau 6. Die Ausbildung liegt damit auf dem gleichen Niveau wie der Bachelorabschluss eines Studiums. Mit der Umstellung der Erzieherausbildung auf ein duales Modell würden wir also die Ausbildung deutlich herabqualifizieren und außerdem die bundesweite Anerkennung verlieren.

Als Ergänzung zur bestehenden Ausbildung eignen sich jedoch duale Modelle wie die praxisintegrierte Erzieherausbildung in Baden-Württemberg, das PiA-Modell, schon.  Aber es gibt ähnliche bereits in Schleswig-Holstein: Die Agentur für Arbeit finanziert Maßnahmen. Und auch aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesmi-nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend können Menschen sich zur Erzieherin und zum Erzieher ausbilden lassen.

Hier gibt es das Projekt Quereinstieg in Stormarn, Questo. Voraussetzung für diese Weiterbildungen in Schleswig-Holstein ist eine vorherige Aus-bildung. Es ist also ein Quereinstieg, um auch Menschen mit nicht-pädagogischen Ausbildungen für den Beruf der Erzieherin und des Erziehers zu gewinnen. Und dies gelingt. Das zeigen die Erfahrungen zum Beispiel in Stormarn. In diesen Weiterbildungen sind die zukünftigen ErzieherInnen festen Kitas zugeordnet, besuchen für den theoretischen Teil die Berufsfachschule und sie bekommen eine Ausbildungsvergütung.

Dieses Programm wirkt. Das Interesse ist da. Die Erfahrungen mit den dualisierten Modellen sind positiv. Deshalb sollten wir überlegen, wie wir Elemente in die Weiterentwicklung unserer pädagogischen Ausbildungen einfließen lassen können. Wir haben gesehen, dass es bei der Erzieherausbildung schwierig ist.

Bei den sozialpädagogischen AssistentInnen scheint es einfacher möglich. Wie es gehen kann, soll das Ministerium für Schule und Berufsbildung prüfen. Es bleibt das Problem der Finanzierung einer dualen Ausbildung. Die dualisierten Weiterbildungsprogramme sind im Moment vor allem aus dem Europäischen Sozialfonds und aus Bundesmitteln finanziert. Wenn wir ähnliche Modelle auf die regulären Ausbildungen übertragen, müssen wir auch die Träger ins Boot holen. Wir müssen klären, wer die Ausbildungsvergütung zahlen würde.

Wir sollten diesen Punkt in die Überprüfung des kommunalen Finanzausgleichs einbinden. Im Kitabereich müssen wir ein transparentes Finanzierungssystem aufbauen. Im Moment ist es eine Black Box, die Finanzierungsstruktur völlig undurchsichtig. Das wollen wir ändern. Die Ausbildung zur ErzieherIn, die teils im Bildungsministerium, teils im Sozialministerium liegt, zeigt einmal mehr, dass eine Bündelung der Kompetenzen in einem Schleswig-Holsteinischen Institut für berufliche Bildung (SHIBB) eine gute Idee ist. Das SHIBB haben wir auf den Weg gebracht. Ich freue mich auf die Umsetzung in der kommenden Legislaturperiode. 

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