"Das ist eine Mutmacher-Schule"

Die Halstenbeker Landtagsabgeordnete Ines Strehlau (Bündnis 90/Die Grünen) hat eine etwas andere Schule in Schleswig-Holstein besucht. In der Grundschule Op de Host in Horst (Kreis Steinburg) wird nicht in den traditionellen Klassenverbänden gelernt, sondern in gemischten Gruppen aller vier Jahrgänge.

„Ein spannendes Modell“, sagt die Politikerin. Und ein erfolgreiches, wie Schulleiterin Aenne Thurau berichtet, denn ihre Schüler trumpfen in allen weiterführenden Schulen mit Selbstbewusstsein, schnellem Einstieg in die dort oft anderen Lernformen, langer Lernfreude und klarem Plus beim eigenständigen Lernen.  

Wer die Klassen besucht – und Gäste sind willkommen –, der spürt anfangs gar nicht, dass hier unterrichtet wird. Die Klassenräume sind groß. Die Schüler arbeiten in Lerngruppen zusammen, und mittendrin sitzt die Lehrerin. Sie wirkt fast unscheinbar und doch hat sie alle Schüler samt deren Stärken und Schwächen gut im Blick. Zu ihr kommen die Kinder beispielsweise, wenn sie Fragen haben, die in der Lerngruppe oder von den jeweils älteren Klassenpaten nicht beantwortet werden können.  

Nur am Anfang und Ende des Schultags sitzen alle Kinder im Kreis zusammen. Dann werden gemeinsame Projekte besprochen, präsentieren Schüler ihre Arbeiten und lösen alle gemeinsam Probleme. „Der Lehrer ist eher Lernberater und bespricht mit jedem Schüler die Aufgaben, die das Kind bewältigen will“, erzählt die Schulleiterin.

„Jeder lernt am besten in seinem eigenen Tempo – mit der Möglichkeit, einige Zeit bei einem Thema zu verweilen oder auch Lernsprünge zu vollziehen. Durch das individualisierte Lernen verfügt jedes Kind  über ein solides Fundament für die nachfolgenden Lerneinheiten und die Arbeit in der weiterführenden Schule.“   „Das Konzept ist beeindruckend, weil es zeigt, dass selbstbestimmtes Lernen und sehr gute Leistungen kein Widerspruch sind“, sagt die Landtagsabgeordnete.

Wer schnell lernt, läuft hier in drei Jahren durch die Grundschule, wer länger benötigt, um sich die Grundlagen zu erarbeiten, hat bis zu fünf Jahre Zeit. „Und gerade aus dieser in der Grundschule langsam lernenden Gruppe haben wir viele Kinder, die später wirklich gute mittlere Schulabschlüsse schaffen“, sagt Schulleiterin Aenne Thurau. Die Landtagsabgeordnete Ines Strehlau, die selbst als Lehrerin gearbeitet hat, kommentiert: „Die Ergebnisse zeigen, dass es sich lohnt, diesen Kindern mehr Zeit zu lassen."

Knapp ein Dutzend Schulen in Schleswig-Holstein arbeiten nach diesem Modell. Bei einigen wie in Hetlingen (Kreis Pinneberg) ist das aus der Not heraus geboren worden, um die Dorfschule zu erhalten. Bei anderen wie in Horst ist es aus Überzeugung des Kollegiums entwickelt worden. Seit 2009 lernen hier um die 180 Jungen und Mädchen, darunter auch viele mit Handicaps, in acht jahrgangsübergreifenden Klassen mit elf engagierten Lehrkräften, weiteren Assistenten und hohem Elterneinsatz sogar im offenen Ganztag bis 16 Uhr.   Und finden sich für das ungewöhnliche auch genügend Lehrer? „Das ist nicht so einfach“, sagt Schulleiterin Aenne Thurau. Denn so ein Unterricht wird an den Pädagogischen Hochschule nicht gelehrt, und auch die Unterrichtsmaterialien erarbeiten sich die Lehrer weitgehend eigenständig. Ines Strehlau, bildungspolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion, verspricht: „Wir werden uns dafür stark machen, die Ausbildung auch auf diese andere Art des Lernen und Lehrens zu erweitern.“ 

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