Das Tauziehen um den Digitalpakt hat endlich ein gutes Ende gefunden

Es gilt das gesprochene Wort! TOP 28 – Digitalpakt in SH schnellstmöglich und gut umsetzen Dazu sagt die schulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau:

Das Tauziehen um den Digitalpakt hat endlich ein gutes Ende gefunden. Bund und Länder haben sich bewegt. Die Gelder können, wenn der Bundesrat auch sein Go gegeben hat, fließen und die fünfzigprozentige Ko-Finanzierung der Länder ist vom Tisch. Gut ist auch, dass im Prinzip der Bund zukünftig ebenfalls Personal finanzieren kann. Das haben Grüne und FDP in den Kompromiss eingebracht. Allerdings würde die Personalfinanzierung nur zeitlich befristet zusammen mit den Bundesmitteln laufen können und beim Digitalpakt klappt das nicht. Das lässt die Bund-Länder-Vereinbarung nicht zu.

Trotzdem: Der Kompromiss ist ein Schritt zu einer Verantwortungsgemeinschaft von Bund und Ländern im Bildungsbereich. Wir Grüne fordern schon lange die Aufhebung des Kooperationsverbotes, damit der Bund die Länder auch dauerhaft und nicht nur bei Investitionen, sondern auch beim Personal unterstützen kann. Diese Forderung steht auch in unserem Jamaika-Koalitionsvertrag. Einen kleinen Schritt in diese Richtung haben wir jetzt immerhin gemacht.

Schleswig-Holstein hatte die ursprünglich geplante Grundgesetzänderung also nicht abgelehnt, wie von der Presse an vielen Stellen behauptet, weil der Bund zu viel im Bildungsbereich mitreden wollte. Der Knackpunkt war die erst ganz zum Schluss vom Bund hineinverhandelte Regelung, dass Bundesmittel immer mit 50 Prozent vom Land kofinanziert werden müssten. Das hätten wir als finanzschwaches Land nicht leisten können. Wir hätten dann nicht die Chance gehabt, Bundesmittel nach Schlesig-Holstein zu holen. Damit hätte der Passus gleichwertige Lebensverhältnisse, die die Verfassung vorschreibt, eher verhindert als gefördert. Reiche Länder können die 50 Prozent aufbringen, arme nicht.

Die Grundgesetzänderung ist fast unter Dach und Fach. Endgültig beschließt sie erst der Bundesrat am 15. März. Die Landesregierung hat aber schon angefangen zu arbeiten, und das ist richtig: Im Haushalt sind Stellen eingestellt, um die Schulen bei der Konzepterstellung zu beraten und um das Thema Digitalisierung in der Aus- und Fortbildung zu verankern und auszubauen. Es muss gelingen, noch mehr Lehrkräfte für die Nutzung digitaler Geräte zugewinnen. Ein ActivPanel an der Wand macht noch keinen guten digitalen Unterricht.

Die neue Professur für digitales Lernen an der Europa Universität Flensburg wird sicher einen weiteren positiven Impuls beim Studium und der Fortbildung der Lehrkräfte geben. Das Land schließt flächendeckend die Schulen ans Glasfasernetz an. Das ist ein wichtiger Beitrag, damit digitaler Unterricht stattfinden kann. Mit den Mitteln des Digitalpaktes werden Wlan-Netze und digitale Ausstattung dazukommen. Allerdings werden die 170 Millionen Euro nicht reichen, um für alle unsere knapp 370.000 Schüler*innen Endgeräte zur Verfügung zu stellen, und das lässt die Vereinbarung mit dem Bund auch nicht zu.

Es sind also weiterhin die Schulträger gefordert, in die Hardware zu investieren, und es wird auch weiterhin so sein, dass Schüler*innen ihre eigenen digitalen Endgeräte im Unterricht benutzen. Das läuft an den Schulen, die sich dafür entschieden haben, sehr gut. Die Schulen im Land fangen ja nicht bei Null an. Das hat die landesweite Umfrage zur IT-Ausstattung und Medienbildung der Schulen in Schleswig-Holstein 2018 gezeigt. Außerdem haben wir 130 Modellschulen für digitales Lernen, die ins Land ausstrahlen.

Es wird eine Frage sein, wie die Mittel wofür verteilt werden. Da ist es wichtig, eine Bestandsaufnahme an den Schulen zu machen, um zu wissen, was die einzelnen Schulen brauchen. Und es ist richtig, dass das Land dazu mit den kommunalen Landesverbänden schon jetzt ins Gespräch geht, obwohl der Digitalpakt noch gar nicht unterzeichnet ist. Wir werden als Land nicht die IT-Adminstration übernehmen können. Darüber werden wir mit den Kommunen reden müssen.

Wie bewerten wir das Ganze jetzt inhaltlich? Für uns ist ganz klar, dass die digitalen Medien keine Lehrkraft ersetzen. Oder doch, aber halt nur begrenzt. Wir haben gerade eine Praktikantin bei uns in der Fraktion, die auf einer Medienschule ist und da in der sogenannten Selbstlerner-Klasse. Sie arbeitet selbstständig und erstellt dann sogenannte „Sahnestücke“, die der Lehrkraft präsentiert werden. Für den „Girls Day“ bei uns hat sie mal eben eine App erstellt, die einen bebilderten interaktiven Fragebogen beinhaltet. Das ergibt mehr Sinn, als wenn ein Fragebogen aus Papier schnell ausgefüllt wird und dann im Müll landet, sagt sie. Für sie ist eine derartige Erstellung eines digitalen Fragebogens ganz normal, ich war ziemlich beeindruckt.

Digitalisierung kann auch bei der Binnendifferenzierung helfen, indem langsamere und schnellere Lerner*innen auf ihre Kosten kommen und direkt vom Programm Feedback erhalten. Digitalisierung ist bei alledem keine „Wunderlösung“ im Bereich Bildungsgerechtigkeit, aber sie kann unterstützend wirken. Es ist unbedingt notwendig, das Ganze pädagogisch einzubetten. Die Beziehungsarbeit zwischen Schüler*innen und Lehrkräften, ist nach wie vor extrem wichtig.

Wir müssen die jungen Leute in der Schule auf das Leben im digitalen Zeitalter vorbereiten. Auch muss Schule der Aufgabe nachkommen, Schüler*innen auf ihrem Weg zu selbstbewussten, aber auch kritischen und reflektierten Mediennutzer*innen zu begleiten. Medien bieten große Chancen, aber auch Risiken. Abschalten will gelernt sein und auch Strahlungsgrenzwerte müssen unbedingt eingehalten werden. Kritisches Hinterfragen von Quellen und Absichten von Texinhalten ist essenziell. Viele Lehrkräfte und Schüler*innen freuen sich auf mehr Digitalsierung und sagen, dass Medien das Lernen durchaus spannender macht. Wir werden uns dafür einsetzen, dass das Geld aus dem Digitalpakt in diesem Sinne klug verwendet wird. ***

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