Wir müssen die Schulleiter*innen stärken

 Sehr geehrte Damen und Herren,

die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden; die Montessori-Oberschule in Potsdam; die Anne-Frank-Schule in Bargteheide. Dies sind drei Beispiele für preisgekrönte Schulen, die zeigen, wie erfolgreiches Lernen mit neuen pädagogischen Konzepten funktioniert. Auch die Rütli Schule in Berlin kann ich hier nennen. Diese Schule hat sich innerhalb von wenigen Jahren von einer Problemschule zu einer Vorzeigeschule entwickelt.

Was haben diese Schulen gemeinsam? Sie haben alle eine starke Schulleitung. Die vier Schulleiterinnen haben, gemeinsam mit den Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern, Schule neu gedacht. Sie haben innovative pädagogische Konzepte erarbeitet und es so geschafft die Schulen ganz nach vorne zu bringen. Das war nicht immer leicht. Die Schulleiter*innen berichten, dass es viele Widerstände, auch in den Kollegien gab. Aber sie haben letztlich alle an einem Strang gezogen und sind jetzt stolz auf ihre Erfolge.

Diese Beispiele zeigen: Für den Erfolg von Bildung braucht es auch eine gute Schulleitung. Das haben wir auch in Jamaika erkannt und die Einführung einer systematischen Personalentwicklung und den Ausbau der Vorbereitungsprogramme in unseren Koalitionsvertrag aufgenommen. Diese Überzeugung, dass eine gute Schulleitung so wichtig ist, ist uns auch bei der Reise des Bildungsausschusses nach Toronto bei unseren vielen Terminen immer wieder begegnet. Wir sind nach Kanada gereist, um zu verstehen, wie es das kanadische Bildungssystem schafft, deutlich erfolgreicher zu sein als wir. Insgesamt war es beeindruckend zu sehen, dass die Ziele Gleichheit, Wohlbefinden und Leistung als gleichberechtigte Säulen nebeneinander stehen. Das eine geht nicht ohne das andere.

Die Aufgabe der Lehrkraft ist es, Schüler*innen zum größtmöglichen Bildungserfolg zu verhelfen. Der Satz: „Wir unterrichten keine Fächer, wir unterrichten Schüler*innen“ drückt das deutlich aus. Diesen Satz würden bei uns wohl nicht alle Lehrkräfte unterschreiben. In Ontario wird großer Wert auf die Schulleitung gelegt. Auch dort ist klar, dass die Schulleitung die Schule prägt. Intensive Vorbereitung auf die Aufgabe, sorgfältige Auswahl der Schulleitungen und Fortbildungen sind zentral, damit Bildung gelingt.

Es gibt Programme für Lehrkräfte, die sich vorstellen können, in die Schulleitung zu wechseln. Es gibt eine aktive Schulleitungsvereinigung mit 5400 Mitgliedern die deren Interessen nach außen vertritt und auch Fortbildungen und Beratung anbietet. Und – es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht. Die Schulaufsicht besucht alle drei Wochen die Schule. Dabei ist es wichtig, dass sie als kollegiale Beraterin gesehen wird und nicht als Kontrollorgan.

Diese und andere Punkte haben wir in unseren Antrag aufgenommen und bitten die Landesregierung, ein Konzept zur Stärkung von Schulleitung zu erarbeiten. Es besteht unbedingt Handlungsbedarf. Allein die Anzahl freier Stellen ist ein deutliches Indiz dafür. Eine höhere Besoldung bei den Grundschulen haben wir auf den Weg gebracht. Nun muss es uns gelingen, die Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass es attraktiv für geeignete Lehrkräfte wird, in die Schulleitung zu wechseln.

Dabei sollten wir überlegen, ob wir das Beamtenrecht überarbeiten können. Es ist sehr starr und verhindert, dass zum Beispiel eine geeignete Kandidatin mit A13 den Job bekommt, wenn sich gleichzeitig eine Lehrkraft mit A14 bewirbt. Das blockiert eine Auswahl nach Befähigung und passt nicht mehr in unsere Zeit, wie ich finde.

Jetzt noch kurz zum Bericht zur Unterrichtssituation: Seit dem Start des Berichts im Schuljahr 2012-2013 sehen wir eine stetige Verbesserung. Das regelmäßige ‚Gegenchecken‘ der Entwicklungen an den Schulen ist, wie erwartet, ein gutes Instrument um wirksame Schritte zu gehen. Allerdings bestimmt unsere Haushaltslage die Größe unserer Schritte. Im Vergleich der Bundesländer kann Schleswig-Holstein nicht die weitesten Sprünge machen.

Ja, mit der 100-prozentigen Versorgung haben wir das gesteckte Etappenziel für 2018 - 2019 erreicht. Uns ist aber klar: Um Ausfälle optimal abzudecken braucht es mehr als 100 Prozent. Das ist der Auftrag für die nächsten Etappen – auch im Sinne der Lehrergesundheit.

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