Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

Rede Landtag Schleswig-Holstein 18.12.2009

TOP 36 – DDR-Geschichte an schleswig-holsteinischen Schulen

Dazu sagt die Sprecherin für Aus- und Weiterbildung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau:

Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

Dieser interfraktionelle Antrag ist ein Erbe aus der letzten Legislaturperiode. Er wurde im Juli 2009 vom Plenum ohne Aussprache in den Bildungsausschuss verwiesen. Im Bildungsausschuss am 3. September 2009 hatte man auch keinen großen Aussprachebedarf. Zitat: „Eine Frage von Abg. Birk beantwortet M Dr. Biel dahin, die im interfraktionellen Antrag angesprochenen Punkte seien bereits in allen Lehrplänen enthalten beziehungsweise würden bei der Weiterentwicklung der Lehrpläne berücksichtigt. Außerdem würden spezielle Fachtage, zum Beispiel der 9. November, zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte genutzt. Einstimmig empfiehlt der Ausschuss dem Landtag, den Antrag Drucksache 16/2776 (neu) unverändert anzunehmen.“

Alle waren sich also einig. Trotzdem habe ich etwas gestutzt, als ich den Titel des Antrages mit dem Antragstext verglich: Der Titel spricht über eine „zeitgemäße Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte an Schleswig-Holsteins Schulen“. Der Beschlusstext spricht, zumindest im ersten Absatz, aber von der „Nachkriegsentwicklung Deutschlands“, die in der Schule behandelt werden soll, also BRD und DDR – und das ist völlig richtig und notwendig.

Ebenso notwendig ist die Betrachtung der Nachkriegsentwicklung als Folge der Nazidiktatur und der Einflüsse der Siegermächte. Wichtig dabei ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Dazu muss man die Fehler benennen und aufarbeiten. Das haben die Schulen in den letzten Jahren auch getan.

Wenn man sich die Lehrpläne für Geschichte, Weltkunde oder Gemeinschaftsschule ansieht, dann taucht das Thema des geteilten Nachkriegsdeutschlands, bis hin zur friedlichen Revolution 1989 in den Lehrplänen aller Schularten unter verschiedenen Titeln auf. In der Hauptschule in Klasse 9, in den anderen Schularten in Klasse 10, auf den Gymnasien dann noch einmal zusätzlich im 12. Jahrgang.

Der vorliegende Antrag möchte die Betrachtung der DDR aufwerten, also genauso in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen, wie die der Bundesrepublik Deutschland. Es mag sein, dass im Moment die BRD dominiert. Sie ist uns einfach näher.

Hierbei Zeitzeugen zu hören oder außerschulische Lernorte aufzusuchen, ist sicher ein gutes Vorgehen, um Leben und Strukturen der DDR zu begreifen. Das wird auch bei anderen Themen in der Schule mit gutem Erfolg getan.

Ich bin sicher, dass die Schulen eine differenzierte Bearbeitung des Themas umsetzen, also keine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben. Nur so kann man die bereits jetzt im Lehrplan Geschichte geforderte „Fähigkeit, historische Phänomene im Zusammenhang der Bedingungen ihrer Zeit zu sehen und ihre Bedeutung für die Gegenwart einzuschätzen“ auch erreichen.

Vielleicht werden dann Kieler Schulklassen das Mauerstück neben dem Landeshaus als Anschauungsobjekt betrachten. Sie werden dann die Zeilen darunter lesen, nämlich, dass Axel Springer mit seiner BILD-Zeitung ein Kämpfer für die Wiedervereinigung war. Sie werden sich dann nach den Zusammenhängen fragen und werden die Rolle von Axel Springer und der BILD Zeitung im Kalten Krieg erforschen und sich ihre Meinung bilden. Und die wird sicher anders ausfallen, als die BILD-Zeitung es sich wünscht.



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