Alle Schüler*innen bestmöglich auf die weiterführende Schullaufbahn vorbereiten

Rede im Landtag zur Unterrichtsqualität an den Grundschulen Schleswig-Holsteins im Schuljahr 2018/19 (19. Juni 2020)

Dazu sagt die schulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die vorliegende Große Anfrage der SPD zur Unterrichtsqualität gibt einen umfassenden Überblick über Daten und Fakten zum Lernen an unseren Grundschulen. Vielen Dank, Frau Ministerin, an Sie und Ihr Haus für die Beantwortung. Viele Aspekte werden in der Anfrage angesprochen, aber zwei Punkte stechen raus: Das ist zum einen der Fachkräftemangel und zum anderen die Digitalisierung, bei der noch deutlich Luft nach oben besteht.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Die entscheide Frage ist: Wie gehen wir damit um? Mathematik ist eines dieser „Mangelfächer“. Der Anteil an Klassen, die von Lehrkräften unterrichtet werden, die das Fach nicht studiert haben oder kein zweites Staatsexamen haben, ist mit gut 26 Prozent ausgesprochen hoch. Diesem Mangel wird auf mehreren Wegen begegnet: Es gibt Quer- und Seiteneinstieg, aber auch Weiterbildungsmaßnahmen, um kurzfristig Lehrkräfte zu qualifizieren.

An der Universität Flensburg zum Beispiel werden Studierende, die nicht Mathe als Fach gewählt haben, durch Mathematik-Zertifikate für Studierende, qualifiziert. Durch die Aufstockung der Studienplätze für das Lehramt Grundschule an der Uni Flensburg und der Plätze für Referendar*innen werden wir mittelfristig für mehr Lehrkräfte sorgen. Der Stellenmarkt ist regional unterschiedlich angespannt: Hauptsächlich die Kreise Dithmarschen, Steinburg, Segeberg und Herzogtum Lauenburg gelten als „Mangelregion“. Hier haben wir unter anderem Anreize zur Lehrkräftegewinnung durch Zuschläge für die Referendar*innen geschaffen.

Das gesamte Spektrum an entlastenden und unterstützenden Maßnahmen ist noch wesentlich breiter. Ich möchte ein paar weitere Beispiele nennen: Der Seiteneinstieg wird seit 2017 und der Quereinstieg seit 2018 ermöglicht. Quer- und Seiteneinsteiger*innen sind dabei mit ihren beruflichen Vorerfahrungen oft eine Bereicherung. Eine Tischlerin als Mathelehrerin kann das Fach sehr anwendungsorientiert vermitteln.

Auch die Erhöhung der Besoldung von Schulleitungsstellen und die Schaffung eines Amtes für Konrektor*innen an kleinen Grundschulen wirken sich positiv auf die Nachbesetzungen aus. Auch die Anhebung der Besoldung auf A13 steigert die Attraktivität des Grundschullehramts. Trotz des Mangels an Fachkräften konnte so der Anteil des ersatzlosen Unterrichtsausfalls 2018/19 auf 0,3 Prozent verringert werden. Das ist ein wirklich guter Wert.

Allerdings musste der Ersatzunterricht zu einem Drittel durch die Auflösung von Doppelbesetzungen erfolgen. Davon wollen wir weg. Nicht nur für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung, sondern auch im Hinblick auf die Belastungen der Lehrkräfte.

Neben dem Fachkräftemangel ist eine weitere große Baustelle die Digitalisierung: Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung einen enormen Schub gegeben. Viele Schulen gehen schneller ans Netz. Es gibt Mittel von Bund und Land für digitale Leihgeräte, die Schulplattform und ein Lernmanagementsystem werden erarbeitet. Das IQSH hat Fortbildungen und Beratungen für Schulträger, Schulen und Lehrkräfte intensiviert. Es muss uns aber gelingen, eine deutlich gleichmäßigere Ausstattung und Anwendung digitalen Lernens zu erreichen. Das ist für den Bildungserfolg und die Bildungsgerechtigkeit enorm wichtig.

Zwar verfolgen alle Grundschulen dasselbe Ziel: Sie wollen Ihre Schüler*innen bestmöglich auf die weiterführende Schullaufbahn vorbereiten, doch jede Schule ist anders. Das betrifft nicht nur die digitale Ausstattung. Die Rahmenvorgaben lassen auch den Raum für innovative pädagogische Konzepte. Da gibt es tolle Beispiele. Zum Beispiel die Grundschule in Horst. Hier lernen alle Schüler* innen in altersgemischten Gruppen von Klasse 1 bis 4. In jedem Schuljahr verlassen einige Schulabgänger*innen ihre Klasse und gleichzeitig kommen neue Erstklässler* innen dazu. Die jahrgangsübergreifenden Klassen ermöglichen ein kindgerechtes, eigenverantwortliches und leistungsorientiertes Konzept: Jedes Kind lernt in eigenem Tempo, egal ob drei, vier oder fünf Jahre. Die Architektur des Schulgebäudes und der Klassenräume sind hervorragend an diese fortschrittliche Unterrichtsform angepasst.

Beim jahrgangsübergreifenden Unterricht in der Eingangsphase gibt es ein Nord-Süd- Gefälle. In den Nordkreisen liegt der Anteil zwischen 38 und 70 Prozent. Im Kreis Stormarn nur bei 5,7 Prozent. Dabei ist die Zahl der Schüler*innen, die ein Jahr länger für die Eingangsphase brauchen, in Stormarn höher als in Flensburg. Vielleicht kann man vom Norden lernen. Und vielleicht hat der Norden von Dänemark gelernt. Schulische Assistenzenzkräfte sind ein weiterer Beitrag zur Stärkung der individuellen Unterstützung von Schüler*innen. Sie sind in knapp 80 Prozent der Klassen an den öffentlichen Grundschulen im Einsatz. Ihre Einführung war umstritten. Ich freue mich, dass die Schulen inzwischen nicht mehr auf sie verzichten möchten. Es gibt Infos zu vielen weiteren Punkten, weshalb es sich lohnt, die Große Anfrage im Bildungsausschuss weiter zu beraten. ***

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