Geballte Kraft in einem Institut für berufliche Bildung

Dazu sagt die schulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Ines Strehlau:

Sehr geehrte Damen und Herren,

bereits im Oktober 2016, also in der letzten Wahlperiode, beschloss der Landtag, ein Schleswig-Holsteinisches Institut für berufliche Bildung, kurz SHIBB, auf den Weg zu bringen. Dies wurde einstimmig beschlossen: Es bestand große Einigkeit, dass durch ein SHIBB die berufliche Bildung gestärkt wird.

Viele Besuche beim HIBB (Hamburger Institut für Berufliche Bildung), das schon seit mehr als zehn Jahren besteht, haben uns überzeugt, dass dies ein erfolgreiches Modell ist. Die positive Evaluation des HIBB hat das unterstrichen.

Die Vorteile eines solchen Instituts, auch für Schleswig-Holstein, lagen für uns Politiker*innen und für die große Mehrheit der Akteur*innen in der beruflichen Bildung auf der Hand. Das SHIBB bündelt die fachliche Kompetenz aus verschiedenen Ministerien: Es bindet Wirtschaft, Gewerkschaft, Schulen und Schulträger ein. Damit werden Jugendliche optimal auf dem Weg von der Schule in den Beruf begleitet. Die berufliche Bildung wird gestärkt und gleichzeitig wird so dem Fachkräftemangel begegnet.

In einem SHIBB können die Ausbildungsordnungen und die Anpassung der Ausbildungsgänge der beruflichen Schulen mit ihren vielen beruflichen und auch allgemeinbildenden Abschlüssen leichter aufeinander abgestimmt werden. Die Ausbildungsgänge und Ausbildungskapazitäten können in einem SHIBB besser erfasst und koordiniert werden, um ein gutes Angebot an Ausbildungsgängen zu erhalten. Das gilt sowohl für die duale Ausbildung als auch für die vollzeitschulischen Ausbildungsgänge an den beruflichen Schulen.

Eine andere Baustelle ist der Übergang von der Schule in den Beruf. Etwa ein Drittel der Schulabgänger*innen beginnt ihre berufliche Laufbahn nicht direkt mit einer Ausbildung, sondern in berufsvorbereitenden Maßnahmen. Diesen Satz sage ich, seit ich 2009 in den Landtag gewählt wurde. Da müssen wir endlich besser werden.

Ein Baustein dazu ist die Verbesserung der Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen. Da sollten die Zusammenarbeit und der fachliche Austausch von Lehrkräften an beruflichen und allgemeinbildenden Schulen intensiviert werden. Die Fachleute aus den Berufsschulen könnten an den allgemeinbildenden Schulen aus erster Hand über die verschiedenen Berufe informieren.

Ins SHIBB gehört auch das Landesseminar für berufliche Bildung, das für die zweite Phase der Lehrkräftebildung und die Fort- und Weiterbildung zuständig ist. Es kann in einem SHIBB effektiver die Entwicklungen im Bereich der beruflichen Bildung begleiten und unterstützen. Auch die allgemeine und berufliche Weiterbildung könnte in einem SHIBB gestärkt werden.

Mit dem SHIBB ist es ähnlich wie mit den Jugendberufsagenturen. Die Jugendlichen und die Qualität der beruflichen Bildung stehen im Zentrum, alle Akteur*innen arbeiten gemeinsam daran, das Schul- und Ausbildungssystem so aufzustellen, dass den Jugendlichen ein optimaler Start ins Berufsleben ermöglicht wird und wir gleichzeitig unser duales System verbessern und bedarfsgerecht ausbauen.

Und pünktlich zur heutigen Debatte gibt es Pressemitteilungen von Verbänden dazu. Die einen wollen das SHIBB beim Bildungsministerium, die anderen beim Wirtschaftsministerium. Diese Positionierungen zeigen den unterschiedlichen Blick von Schulen und Wirtschaft auf die berufliche Bildung. Die einen sagen, es gibt zu viele vollzeitschulische Ausbildungsgänge an den beruflichen Schulen. Damit würden wichtige Arbeitskräfte der dualen Ausbildung vorenthalten. Die anderen sagen, es würden nicht genü-gend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt und vielfach seien die Ausbildungsbedingungen schlecht.

Dieses Schwarze-Peter-Spiel zwischen Wirtschaft und Schulen und Lehrergewerkschaften bringt uns aber nicht weiter. Wir haben deshalb im Koalitionsvertrag vereinbart, das SHIBB einzurichten. Teil des SHIBB ist ein Kuratorium. Dort sitzen neben der Landesregierung auch die Sozialpartner und Schulträger. Wir wollen sie mit ins Boot holen, um sie in eine Verantwortungsgemeinschaft einzubinden.

Die Akteur*innen müssen an einem Strang ziehen, um die berufliche Bildung optimal aufzustellen. Das SHIBB auf den Weg zu bringen, ist ein komplexer Prozess. Die verschiedenen Ministerien arbeiten intensiv daran, die bestmögliche Lösung zu entwickeln, die rechtlich machbar, funktionsfähig und wirtschaftlich ist. Ich bin davon überzeugt, dass das gelingen wird. ***

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