Naherholung contra Naturschutz

Hier gedeiht die Nelkenwurz, eine fast unscheinbare Pflanze mit gelber Blüte, die früher als Heilpflanze bei Darmproblemen große Bedeutung hatte. Hier strahlt die Kuckuckslichtnelke. Hier rüttelt der Falke über der Wiese und singt die Feldlerche ihre schönen Lieder. Hier, das sind Wiesen in der Bilsbekniederung bei Ellerhoop.

Natur pur? Nicht ganz! Denn wo es schön ist, da sind auch viele Menschen gern und ihre liebsten vierbeinigen Begleiter, Hunde und Pferde. Wenn alle auf den Wegen bleiben würden und sich an die Regeln halten, wäre alles in Ordnung. Aber leider lassen die Hundebesitzer gern ihre Tiere über die Wiese toben und die Reiter galoppieren durch das hohe Gras, verschrecken die Wildtiere und zerstören ungewollt wertvolle Pflanzen.

„Unser Schäfer, dessen Tiere gezielt in dem Gebiet eingesetzt werden, um die Wiesen nicht verbuschen zu lassen, hat uns von 18 Fehlgeburten berichtet, die von hetzenden Hunden verursacht wurden “, berichtet Maren Uecker-Rohweder, die. in der Naturschutzbehörde des Kreises Pinneberg für die Betreuung des Gebietes zuständig ist.

Die Fachfrau erhofft sich vom neuen Landesnaturschutzgesetz bessere rechtliche Handhabe, um den Druck der Besucher zu verringern. Vorerst hat sie in Absprache mit Julia Voß, Gebietsbetreuerin bei der Stiftung Naturschutz als der Eigentümerin der Fläche wegebegleitend einen Zaun errichten lassen. „Gerade hier, im artenreichen, spät gemähten Grünland, haben Wiesenvögel und Rehkitze noch Chancen aufzuwachsen“, erzählt Julia Voß. Daher wirken sich Störungen besonders stark aus.

„Der Kreis Pinneberg ist in Schleswig-Holstein die Region mit der kleinsten Fläche und gleichzeitig mit den meisten Einwohnern – Tendenz steigend, da immer weitere Neubau- und Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Da ist es eine besondere Herausforderung Naturschutz und Naherholung in Einklang zu bringen. Wichtig sind natürlich Gespräche und die Einsicht der Besucher in der Bilsbekniederung“, sagt Ines Strehlau, Landtagsabgeordnete der Grünen, bei einem gemeinsamen Ortstermin mit Vertretern des Kreises und der Stiftung.

Diese direkten Kontakte mit den Hundebesitzern und Reitern suchen sowohl die Mitarbeiter der Behörde als auch der Stiftung und des NABU. Doch der Erfolg ist mäßig. „Vor allem Hundebesitzer verstehen und akzeptieren die Regeln leider nicht“, bedauert Maren Uecker-Rohweder.

Es kommen auch längst nicht nur die Bewohner des nahe gelegenen, wachsenden Dorfes Ellerhoop. Die Bilsbekniederung wird in Kreisen von Hundeschulen und anderen Vierbeinergruppen bis weit nach Hamburg hinein per Internet als hervorragende Auslauffläche beworben. „Wir benötigen mehr geregelte Auslaufflächen in den Kommunen“, sind sich die Fachfrau aus der Naturschutzbehörde und die Landtagsabgeordnete einig. „Und mehr Verständnis in der Bevölkerung“ - eine Daueraufgabe für Politik und andere Interessengruppen.

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